Queerer Leuchtturm St. Pauli

Neue Perspektiven für eine diverse und inklusive Stadtplanung

Vorgestellt von:
Didine van der Platenvlotbrug

Queeraktivist:in, Diversitymanager:in und Gestalter:in

Keyfacts


Projektstart: erste Planung seit 2020

Zielgruppe: Mehr als 100 Bewohner:innen mit intergenerationalem Fokus

#41

Wie queere Quartiersentwicklung Städte gerechter und bunter macht

Queere Lebensrealitäten finden in der Stadtplanung oft wenig Berücksichtigung – ein Defizit, das das Projekt des „Queeren Leuchtturms“ ändern will. Didine van der Platenvlotbrug zeigte in einem inspirierenden Vortrag, wie innovative Quartiersentwicklung aussehen kann. Das Ziel: inklusivere, vielfältigere und gerechtere Städte.

Was ist queere Quartiersentwicklung?

Queere Quartiersentwicklung berücksichtigt die spezifischen Lebensrealitäten von LGBTQIA+-Personen, die oft von traditionellen Familienstrukturen abweichen. Viele queere Menschen bilden enge soziale Netzwerke, die sie als „gewählte Familien“ bezeichnen – eine Gemeinschaft von Freund:innen und Unterstützer:innen, die klassische familiäre Bindungen ersetzen oder ergänzen. Diese besonderen Lebensformen erfordern jedoch Wohnkonzepte, die weit über die gängigen, standardisierten Wohnungstypen hinausgehen, die auf dem heutigen Immobilienmarkt üblich sind. Die traditionellen Modelle von Ein- oder Zwei-Zimmer-Wohnungen sind oft nicht geeignet, um den Bedürfnissen queerer Gemeinschaften gerecht zu werden. Stattdessen setzt das Konzept des „Queeren Leuchtturms“ auf innovative Lösungen wie Clusterwohnungen oder „Dorfstraßen“ – breite Flure mit Sitzgelegenheiten und Gemeinschaftsbereichen, die soziale Interaktion fördern und Isolation entgegenwirken. Ziel ist es, nicht nur diskriminierungsfreie, sondern auch bedarfsorientierte Räume zu schaffen, die sowohl das individuelle als auch das gemeinschaftliche Wohlbefinden fördern.

Der Queere Leuchtturm: Ein visionäres Modellprojekt

Der „Queere Leuchtturm“ auf St. Pauli verfolgt das Ziel, ein Vorbild für urbane Diversität zu sein. Dieses Modellprojekt umfasst mehrere Kernelemente:

  1. Inklusives Wohnen: Wohnkonzepte, die den Bedürfnissen unterschiedlichster Lebensmodelle gerecht werden, von Single-Studios bis hin zu Clusterwohnungen.
  2. Queeres Altern: Wohnräume und Pflegeangebote für queere Senior:innen, die es ihnen ermöglichen, in einem vertrauten Umfeld alt zu werden.
  3. Gemeinschaftsräume: Die Einrichtung von kulturellen Treffpunkten, Beratungsstellen und Gastronomiebetrieben, um ein interaktives und vielfältiges Gemeinschaftsleben zu fördern.
  4. Nachhaltigkeit: Die kreative Umnutzung leerstehender Gebäude, wie Kaufhäuser oder Schulen, um nachhaltige Quartiersentwicklung zu fördern.

„Wir sehen den Queeren Leuchtturm als ein Labor für neue Ideen in der Stadtentwicklung“, erklärte Didine.

Herausforderungen und Chancen

Die Umsetzung eines solch ambitionierten Projekts birgt Herausforderungen: Finanzierung, bürokratische Hürden und mangelndes Bewusstsein für die Bedürfnisse der queeren Community sind nur einige davon. Dennoch ist der Optimismus groß: „Je größer wir denken, desto mehr Türen öffnen sich“, so Didine.

Das Projekt hat bereits Unterstützer:innen gefunden – sowohl in der Politik als auch in der Zivilgesellschaft. Ziel ist es, eine Blaupause für andere Städte zu schaffen, die sich an der Schnittstelle von Diversität, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit orientieren möchten.

Queere Perspektiven als Inspiration für die Stadtplanung

Queere Lebensrealitäten bieten für die Gesamtgesellschaft wertvolle Impulse. Themen wie alternative Wohnmodelle, Patchwork-Familien und soziale Netzwerke werden häufig zuerst in queeren Communities gelebt und später von der breiten Bevölkerung übernommen.

Didine betonte, wie wichtig es ist, Städte nicht nur als funktionale Orte, sondern als soziale Netzwerke zu verstehen: „Queer sein bedeutet Interaktion – und Städte leben von Interaktion.“

In der 41. STADTKANTINE (vom 20.11.2024) sprachen wir mit Didine van der Platenvlotbrug über das Projekt Queerer Leuchtturm St. Pauli.

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Best-Practice-Beispiel: Queerer Leuchtturm St. Pauli

Lessons Learned aus der Stadtkantine #41

Groß denken fördert breite Unterstützung: Ein ambitioniertes, visionäres Projekt zieht Unterstützung an und öffnet Türen zu politischen und gesellschaftlichen Akteur:innen. Je klarer und umfassender das Konzept, desto größer das Interesse und die Resonanz.

Queere Perspektiven als Modell für die Gesamtgesellschhaft: Queere Quartiersentwicklung liefert wertvolle Impulse für die Stadtplanung, da sie alternative Lebens- und Wohnmodelle bietet, die auch für die gesamte Gesellschaft von Bedeutung sind. Diese innovativen Konzepte fördern nicht nur die Sichtbarkeit und Inklusion von LGBTQIA+-Personen, sondern bereichern auch die Stadtentwicklung insgesamt.

Infrastruktur ist entscheidend für soziale Integration: Der Erfolg eines inklusiven Projekts hängt nicht nur von Wohnraum ab, sondern auch von der Bereitstellung von Begegnungsräumen, Beratungsstellen und kulturellen Zentren. Diese Infrastruktur ist notwendig, um soziale Interaktion zu fördern und eine lebendige, unterstützende Gemeinschaft zu schaffen.


Copyright/Fotos: Didine van der Platenvlotbrug

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